Kanal

Unterirdische Ausmaße, von denen beinahe niemand weiß

  • Tirols Kanalnetz und ein Ausflug nach Moskau

    Schon einmal darüber nachgedacht, welche Größe das Tiroler Kanalnetz hat? Unglaubliche 8.500 km Kanal liegen im alpin-urbanen Bundesland unsichtbar im Untergrund verborgen! Kaum vorstellbar, deswegen gibt’s an dieser Stelle einen eindrucksvollen Vergleich: Mit dem Auto gefahren entspricht das Tiroler Kanalnetz nämlich einer Strecke von Innsbruck über Moskau, Kiew, Athen, Madrid und wieder zurück nach Innsbruck. 

    Die Beschaffenheit des unterirdischen Kanals variiert stark: Die Rohrdurchmesser reichen von 8 cm kleinen Pumpendruckleitungen bis hin zu 300 cm großen Rohren in Innsbruck, die sogar begangen werden können.

  • Ein „Rund um die Uhr“-Service

    Die unterirdische Abwasserwelt

    Die Bevölkerung in Tirol ist beinahe vollständig – also zu 97% – an den öffentlichen Kanal angeschlossen. Dieser hohe Prozentsatz, der auch als Anschlussgrad bezeichnet wird, ist nur durch laufende Investitionen möglich. Das weitreichende unterirdische Netz muss nämlich kontinuierlich gewartet, saniert und teilweise auch neu gebaut werden. Damit ist nicht nur ein hoher arbeitstechnischer, sondern auch ein finanzieller Aufwand verbunden. Im Extremfall haben Schäden im Abwassernetz nämlich gefährliche Folgen für Mensch, Tier, Boden und Grundwasser – wobei letzteres auch die Basis für unsere Trinkwasserversorgung sein kann.

  • Schäden im Voraus vermeiden

    Den Kanal in- und auswendig kennen

    Ein Großteil der Kanäle liegt bereits seit 20 Jahren oder länger im Erdreich. Geschultes Personal kümmert sich um die aufwendige und kostenintensive Instandhaltung. Wichtig ist dabei nicht nur, dass Verstopfungen durch Strumpfhosen, Wattestäbchen und Co. sofort behoben werden, sondern auch die vorausschauende Wartung durch Kanalspülung, Kamerabefahrung oder Dichtheitsprüfungen. Durch diese Maßnahmen können Schäden im Voraus erkannt und behoben werden. Die Arbeiten im Kanalbereich müssen mit großer Sorgfalt durchgeführt werden, da im Kanal gefährliche Gase entstehen können, die das Leben und die Gesundheit der MitarbeiterInnen gefährden.

  • 24 Stunden am Tag

    Aufgrund der Topografie gestaltet sich die Ableitung des Abwassers in die mehr als 50 kommunalen Kläranlagen Tirols teilweise recht schwierig. Immerhin sind Restaurants in Skigebieten auf über 3.000 m Seehöhe ebenso an das öffentliche Kanalnetz angeschlossen wie Haushalte und Betriebe in dicht besiedelten Städten. Es verwundert also wenig, dass der Kanal so manches Hindernis überwinden muss. Dabei helfen Hebewerke und Pumpanlagen.

  • 7 Tage in der Woche

    In einigen Tiroler Gebieten muss das Abwasser mehr als 40 m weit angehoben werden, um weiterfließen zu können. Manche Pumpendruckleitungen sind sogar bis zu 9 km lang. Ein genauerer Blick in diese Pumpwerke zeigt, dass die notwendigen Pumpen oft in doppelter Ausführung vorhanden sind. In Fachkreisen wird diese Tatsache als „redundant“ bezeichnet. Aber warum? Weil das Abwasser jederzeit und ständig durch das Kanalnetz fließt!

  • 365 Tage pro Jahr

    Der Kanal mit all seinen Anlagen muss an 24 Stunden, 7 Tagen in der Woche und 365 Tagen im Jahr ausfallsicher funktionieren! Deshalb verfügen Kläranlagen über eine redundante – also doppelte – Ausstattung. Immerhin zählt die öffentliche Abwasserentsorgung zu den zentralen Aufgaben der Daseinsvorsorge. Im Alltag ist sie oft eine Selbstverständlichkeit. Beachtung wird ihr nur dann geschenkt, wenn sie fehlt oder nicht nach Plan verläuft.

  • Zahlenspiele mit dem Abwasser

    Wieviel Abwasser fließt eigentlich jedes Jahr durch die Tiroler Kanäle in Richtung Kläranlagen? Insgesamt sind es ca. 110 Millionen m³. Umgerechnet ist das jene Wassermenge, die der Inn bei Normalwasserstand in acht Tagen an der Messstelle in Innsbruck vorbeitransportiert. Vergleicht man die Wassermenge mit dem Achensee, kann man feststellen, dass es sich um die 1,5-fache Wassermasse des größten Tiroler Sees handelt.